Die Mehlemer Oberdorfer Kapelle:

Um die Geschichte der Oberdorfer Kapelle in Mehlem kennenzulernen, muss man auf die Zeit zurückgehen, in welcher das Christentum zuerst auf der linken Rheinseite Fuß fasste. Das war die Zeit, als die Römer das linke Rheinufer in festem Besitz und kolonisiert hatten, etwa um die Zeit von Christi Geburt, bis 400 nach Christus. Auf einer christlichen Synode in Arles in Frankreich am 01. August 314, erschienen als rheinische Bischöfe, Maternus von Köln und Agröcius von Trier.

 

Da nun das linke Rheinufer von zahlreichen römischen Veteranen Kolonien bedeckt war und unter den römischen Soldaten das Christentum zahlreiche Anhänger hatte, liegt die Vermutung sehr nahe, dass auch in Mehlem, welches ja Veteranen Kolonie war, sich eine christliche Kultstätte befand.

 

Es tritt noch eine andere Vermutung hinzu. Die ältesten Kirchen und Kapellen im Rheinlande, von denen man mit Sicherheit weiß, dass sie einst Mutterkirchen waren, stehen unter dem Titel Kreuzerhöhung. Man kann mit Sicherheit sagen, dass die Kapelle eine Titelkirche und kein Patrozinium ist.

 

Als Mehlem von den Schweden im 30-jährigen Krieg eingeäschert wurde, muss sich die Kapelle schon in einem verfallenen zustand befunden haben, denn der damalige Pfarrer Rainer Wollersheim erwähnt sie nicht unter dem, was damals verbrannt wurde.

 

Das Oberdorf lag früher separat für sich und feierte auch seine eigene Kirmes nach uraltem Brauch auf dem Tag Kreuzerhöhung, während die Kirmes im Unterdorf auf Severinus gefeiert wurde. Es ergibt sich daraus, dass die Kapelle im Oberdorf, welche vor ihrem Neubau 1861 größer als heute war, wahrscheinlich die ursprüngliche Pfarrkirche von Mehlem war. Dass die heutige Hauptkirche erst später gebaut wurde, ergibt sich daraus, dass man zu ihrem Patron den hl. Severinus auswählte. Severinus war Bischof von Köln und hat um das Jahr 400 regiert. Nun wird niemand gleich nach seinem Tod heiliggesprochen. Severinus regierte 60 Jahre und bis man ihn als Kirchenpatron ausersah, muss manches Jahr ins Land gegangen sein.

 

Bei Arbeiten zwecks Kanalisation, fand sich, dass früher um die Kapelle ein Kirchhof / Friedhof gewesen sein musste.

Im Jahre 1861 lag die Oberdorfer Kapelle nun in Trümmern. Die Mehlemer Familie Schugt baute sie damals in der heutigen Form wieder auf. Als in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts wieder Verfallserscheinungen auftraten, wurde sie von einem Nachkommen Werner Schugt einer gründlichen Renovierung unterzogen. Für das hohe Alter der Kapelle kann man aber auch Steine „reden lassen“. Ohne Zweifel sind die Überreste des alten Gotteshauses bei dem Neubau im Jahre 1861 mit verwendet worden. Man muss nur den links von der Tür eingebauten behauenen Eckstein betrachten. In diesem befindet sich eine kleine Nische und unter der die Zahl IMI. 

Nun war in frühchristlicher Zeit die Reliquien Verehrung sehr groß und man pflegte in solchen Nischen kleine Reliquien Partikel unterzubringen. Diese Nischen wurden mit Zahlen versehen. Die Eingravierung IMI könnte auch auf die Bedeutung „Jesus, Maria, Josef“ hinweisen.

 

Das die heutige Kapelle den „sieben Schmerzen Mariens“ geweiht ist, scheint reine Zufallssache zu sein. Das von Papst Pius VII. eingeführte Fest der schmerzlichen Mutter, wurde auf den 3. Sonntag im September gelegt, welches mit dem Fest Kreuzerhöhung zusammenfällt.

 

Die Innenausstattung der Oberdorfer Kapelle, sind zum großen Teil noch Originalteile aus dem 15. bis17. Jahrhundert.

Retabelaltar 1683: Gestiftet von Johannes Lacroix und seiner Frau Elisabeth Kopman

Weihwasserbecken, Stein, Barock 

17. Jahrhundert

Barockplastik des Heiligen Mathias mit dem Beil, 17. Jahrhundert

Quellennachweis: Kirchenzeitung St. Severin Mehlem, 31.01.1937, sowie Abhandlung von Dr. Weißgerber

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