Heinrich & Kunigunde

Die Sage von Heinrich und Kunigunde:

Um die Geschichte von Heinrich und Kunigunde sind mehrere Varianten im Umlauf. 
Die wohl wahrscheinlichste Variante beruht auf der Quelle der Bonner Rundschau vom 23.05.1959:

 

Diese lässt sich auch durch eine Dichtung von Jacob Stang aus dem Jahre 1841 (Quelle: Tagebücher von Dietrich Glauner aus dem Jahre 1901) belegen.

Sage von Heinrich und Kunigunde:

"Im Jahre 1520, so berichtet die Sage, begleitete Heinrich seine Braut Kunigunde ein Stück durch den Wald, der sich hier weit ins Land zog. Kunigunde wollte Verwandte besuchen. Nach dem Abschied kehrte Heinrich zurück. Kunigunde blieb aber verschwunden. Da beschuldigte man Heinrich des feigen Mordes, verurteilte ihn und führte ihn zur Richtstätte auf dem Rodderberg. (dem heutigen Heinrichsblick)
 

Heinrich war unschuldig angeklagt worden, denn seine Braut Kunigunde war im Wald von Räubern überfallen und festgehalten worden. Nach einigen Tagen konnte sie fliehen und traf am Gerichtstag in Mehlem ein. Sofort jagte ein Reiter zur Gerichts- und Richtstätte, um Heinrich zu retten. Obwohl er sein Pferd zu Tode ritt, konnte er die Vollstreckung des Urteils nicht mehr verhindern. Er kam zu spät!
 

Kunigunde ging darauf ins Kloster. Voller Trauer bestimmte sie, dass der jeweilige Besitzer des Weinberges an der Mainzerstraße (eben dem Gelände, wo heute die Villa Schnitzler steht), jedes Jahr an Fastnachtsdienstag - an dem Tag, an dem Heinrich hingerichtet worden war - das Läuten der Glocken in Mehlem, die die Unschuld verkünden, bezahlen müssen."
 

Heute läuten die Glocken immer noch an Karnevalsdienstag. Allerdings haben die Mehlemer Bürger diesen Dienst schon 1938 freiwillig übernommen. Die Urkunden, die diese Pflicht dem Eigentümer des Weinberges auferlegten, verschwanden beim Verkauf des Grundstücks an einen reichen Kölner Bürger. 

Heute noch findet zur Zeit vom Geläut der Glocken eine Gedenkstunde am Heinrichsblick statt, die die St. Sebastianus Schützen Bruderschaft Mehlem ausrichtet. Bei Getränk und Imbiss versammeln sich Mehlemer Bürger und lauschen den Glocken. 

 

 

 

Hört, was geschah vor vielen hundert Jahren

Am Rhein, im Dorfe Mehlem, unweit Bonn,

Die Nachwelt möge hier erfahren, 

wie sichs geziemt, im schlichten Liederton.

 

Des reichen Amtmanns Tochter, Kunigunde,

Galt für die schönste Maid im Kölner Land,

Und schmucke Freier aus der weiten Runde

Bewarben sich um ihre Hand.

 

Doch hatte Gunda´s Herz schon längst gewählet:

An heinrich knüpfte sie der Liebe Band.

Das gute Kind dem Vater nichts verhehlet,

Macht ihre Liebe offen ihm bekannt.

 

Der will das Pärchen vollends bald beglücken

Und trifft zur Hochzeitsfeier schon –

Die andern Freier seh´ns mit scheelen Blicken

Und ziehn neid- und ingrimmvoll davon.

 

Zur Hochzeit ferne Gäste einzuladen,

Will Kunigunde selbst zu diesen hin.

Der tat nicht wohl daran, der ihr geraten,

Daß durch den Kottenforst sie sollte ziehn.

 

Ach! In des bösen Waldes dunklen Schluchten

Verbarg sich manche Räuberschar,

Die schrecklich mordend ihre Beute suchten,

Dem Wanderer Unheil brachten und Gefahr.

Doch spricht zu ihrem Heinrich Kunigunde:

„Geleite mich für künft´gen Minnesold;

Mit unsern Engeln reisen wir im Bunde

Gefahrlos, wenn uns diese nah und hold.“

 

Am dritten Tag hat Heinrich ungestöret

Die Braut auch zu den Freunden hingebracht;

Drum schnellen Schrittes er zur Heimat kehret;

Die Einrichtung ihm süße Sorgen macht.

 

Weit durch den Kottenforst schon zieht der Frieden,

Der rüst’ge Bräut’gam unbekümmert fort;

Die Heimat winkt auf lichtem Berg dem Müden;

Schon sieht er manchem ihm bekannten Ort!

 

Als ihn ein schwacher jammerlaut erschrecket:

Ein blutend Weib am Boden sterbend liegt,

Nach ihm die Hand in Todesangst sie strecket,

Unkenntlich war zerschlagen ihr Gesicht.

 

Das schnelle Hülf im nächsten Dorf ihr werde,

Auf seinen Schultern er sie sorgsam trägt;

Doch als er rasten muß, oh weh! Zur Erde

Er staunend eine Leiche niederlegt.

 

Er bald schon vor des Dorfes Vorstand steht,

Anzeige machend. - Für den guten Willen

Wird schlechter Dank ihm – wie’s auch heut noch geht!

 

 

Verschmähte Freier seiner Kunigunde

Ihn selbst beschuld’gen dieser blut’gen Tat.

Gedung’ne Boten brachten gar die kunde,

Daß Heinrich seine Braut erschlagen hat.

 

Gefesselt wird nach Mehlem er geführet,

Mißhandelt unterwegs bis auf den Tod;

Die Rachesücht’gen seine Qual nicht rühret,

Sie lachen höhnisch auf des Biedern Not.

 

Die Menge tobt und rast, und Gundas Vater

Kennt nicht Gesetz noch recht in seiner Wut;

Stets ist der blinde Zorn ein schlechter Rater,

Und ungerecht ist immer was er tut.

 

Der Scheffen keiner lange sich bedenket:

„Zum Hofgericht mit ihm, dem Mörder, fort!“

Erst auf der leiter man die Gnad‘ ihm schenket,

Zum letztenmal zu reden noch ein Wort.

 

Sich zu verteid’gen darf er nicht mehr wagen;

Drum spricht er, seiner Unschuld sich bewußt:

„Laß meinen letzten Willen dir noch sagen,

Dir Scheffenrat, den du vollziehen mußt.“

 

Wird meiner Unschuld einstens sich bekunden,

So widme meiner Güter halben Teil

Zu ihrem Eigentume Kunigunden,

Die andre meiner Seelenheil!

 

Dafür in Mehlem soll, auf daß die Kinder

Und Kindeskinder wissen, was gescheh’n,

Ein Priester stets für mich, den armen Sünder,

Alljährlich in der heilgen Messe fleh’n.

Mit Glocken werde festlich dann geläutet,

Dem Glöckner spende man von meinem Wein;

Fragt dann ein Fremder je, was das bedeutet?

Dann sagt: „So läutet man UNSCHULD’GE ein!“

 

Kaum war das Wort UNSCHULD’GE ausgesprochen,

Als auch die Leiter unter ihm verschwand:

Des biedern Jünglings Auge war gebrochen,

Sein Geist entfloh hin in der Sel’gen Land.

 

Zurück kehrt Kunigunde; ihre Schmerzen, -

Wer mag sie kennen! – Ihre Qual und Not

Trieb sie ins Kloster mit gebroch’nem Herzen,

Auf Nonnenwert ereilte sie der Tod. –

 

Hört alljährlich man in Mehlem läuten, Noch

Als gelt’s ein Kirchweihfest, so klingt der Klang;

Fällt gleich der Jahr’stag in den Fastenzeiten,

Schallt dennoch froh der Glocken Hochgesang.

Heinrich und Kunigunde:
(Gedicht von Jacob Stang im Jahre 1841)

Dietrich Glauner:

Historiker und Bürger von Mehlem

(1868 - 1947)

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